Schulen in freier Trägerschaft sind laut Verfassung gleichberechtigter Teil des sächsischen Schulwesens. Ihr Engagement im Bereich der allgemeinbildenden Schulen gab und gibt viele Impulse auch für Schulen in öffentlicher Trägerschaft und wird von Eltern stark nachgefragt. Der berufsbildende Bereich wäre ohne freie Schulen in einigen Ausbildungsberufen nicht denkbar. Trotz positiver Entwicklungen der letzten Jahre sehen sich freie Schulen immer noch hinsichtlich finanzieller und rechtlicher Gleichstellung benachteiligt. Nachfolgend unsere Fragen, die auch die Entwicklung des sächsischen Schulsystems insgesamt im Blick haben. Sie finden unsere ausführlichen Wahlprüfsteine unter
https://lagsfs-sachsen.de/2023/12/wahlpruefsteine-landtagswahl-sachsen-2024-positionen-der-lagsfs
Lehrkräftemangel betrifft alle Schulen. Bisherige Werbekampagnen des Freistaates sind einseitig auf SiöT fokussiert. Wie wollen Sie die Verantwortung des Freistaats für die personelle Sicherung der Bildung an allen Schulen konkret umsetzen?
Schulen in freier Trägerschaft sind ein wichtiger Bestandteil des sächsischen Bildungssystems, der durch verfassungsgesetzliche Vorgaben gesichert ist. Den freien Schulen dürfen in personeller, finanzieller Ausstattung sowie bei der Bezahlung von Lehrkräften keine Nachteile gegenüber den staatlichen Schulen entstehen, denn sie geben wichtige inhaltliche, konzeptionelle und methodische Impulse für das gesamte Schulwesen. Das bedeutet für uns, dass der Freistaat auch in der Verantwortung steht, die personelle Absicherung freier Schulen zu gewährleisten. Dementsprechend dürfen auch Werbekampagnen nicht einseitig auf die SiöT ausgerichtet sein. Vorschläge, die wir mit dem Ziel eines größeren Lehrkräftenachwuchses unterbreiten, zielen auch auf Schulen in freier Trägerschaft. Wir setzen uns für eine Neustrukturierung der Lehramtsausbildung ein. Die Ausbildung sollte in die Phasen Studium, Berufseinstieg und Weiterbildung umstrukturiert werden. Das Studium wird so umgestaltet, dass die Prüfungs- und Arbeitslast für die Lehramtsstudierenden gesenkt wird. Zudem wird die starre Fächerkultur im Lehramtsstudium enden, um durch transdisziplinäre Herangehensweisen besser aufgestellt zu sein.
Fachwissenschaft und Fachdidaktik sollen im Studium aufeinander aufbauen – denn Didaktik ist in der Wissensvermittlung keine Nebensache. Lehrkräfte werden außerdem nach Schulstufen statt nach Schularten ausgebildet, damit sie flexibel für die jeweiligen Altersstufen einsetzbar sind.
Junge Menschen, die heute Lehrkraft werden wollen, brauchen Flexibilität und Chancen für ihre persönliche Entwicklung. Um das Lehramtsstudium insgesamt stärker an der Praxis auszurichten, müssen Praxisphasen frühzeitig ins Lehramtsstudium integriert werden. So kann erworbenes Wissen direkt angewandt, erprobt und evaluiert werden.
Lehramtsstudierende sollen in den Praxisphasen im ländlichen Raum stärker finanziell unterstützt werden (z.B. Bereitstellung von Wohnraum und Erstattung von Fahrtkosten). Durch die Schaffung von Außenstellen der Lehrkräftebildung in Ost- und Westsachsen werden die Betreuung während der Praxisphasen sowie vereinzelte Seminare in Wohnortnähe abgesichert. Auf diese Weise können wir Lehrkräfte besser für die Regionen in Sachsen gewinnen, in denen der Lehrkräftemangel am gravierendsten ist.
Die Berufseinstiegsphase muss so ausgestaltet sein, dass für alle jungen Lehrpersonen eine gute Betreuung gewährleistet wird und es die Möglichkeit gibt, phasenweise in das Berufsleben einzusteigen. Demzufolge wächst auch das Stundendeputat sowie das Gehalt linear an. Ausländische Abschlüsse müssen wesentlich schneller anerkannt werden.
Freie Schulen können den Wettbewerbsvorteil der Verbeamtung zur Lehrkräftegewinnung nicht nutzen. Wie steht Ihre Partei zur Möglichkeit, die Abordnung/Beurlaubung von verbeamteten Lehrkräften an freie Schulen auf Wunsch der Lehrkräfte längerfristig möglich zu machen. Anpassung § 19 SächsFrTrSchulG?
Die Linksfraktion betrachtet die Verbeamtung von Lehrkräften in Sachsen als problematisch, da sie nicht nur Ungerechtigkeiten innerhalb der Lehrerschaft an staatlichen Schulen schafft, sondern auch zwischen staatlichen und freien Schulen. Jede Lehrkraft sollte die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsort frei wählen zu können, was aufgrund des akuten Lehrkräftemangels derzeit nicht immer möglich ist. Schulen in freier Trägerschaft können die Verbeamtung nur durch ein besseres Arbeitsumfeld ausgleichen (freie Arbeitsweise, kleinere Klassen usw.). Eine Abordnung an freie Schulen wird maximal im Einzelfall und für eine kurze Zeit möglich sein, dafür müssten beamtenrechtliche Regelungen getroffen werden.
Der Faktor 0,9 bei der Berechnung der Personalkosten in § 14 SächsFrTrSchulG benachteiligt SifT, da sie im Wettbewerb um Lehrkräfte kaum untertariflich vergüten können. Siehe auch das Gutachten der Staatsregierung für den Bericht nach § 14 (6) FrTrSchulG. Wie positionieren Sie sich dazu?
Die Linke setzt sich für eine Erhöhung der Tarifbindung in allen Branchen in Sachsen ein, da der Freistaat hier eines der Schlusslichter in der Bundesrepublik ist. Eine untertarifliche Vergütung an Schulen in freier Trägerschaft halten wir für falsch. Hier müssen intensive Verhandlungen zwischen der Staatsregierung und dem Verband der Schulen in freier Trägerschaft geführt werden, um dies sicherzustellen.
Das Versprechen der Sicherstellung der Schulsozialarbeit an allen Oberschulen wurde hinsichtlich freier Oberschulen gebrochen. Wie wollen Sie diese Ungleichheit aufheben und überhaupt die Schulsozialarbeit (für alle Schularten, auch im berufsbildenden Bereich) weiter ausbauen?
Schulsozialarbeit muss verpflichtend an allen Schulen vorhanden sein, von Grund- und Oberschulen über Gymnasien bis hin zu Gemeinschafts- und Förderschulen sowie Berufsschulen. Wir streben an, für jede Schule mindestens eine Fachkraft für Schulsozialarbeit zur Verfügung zu stellen. Der Verwaltungsaufwand für sie muss verringert werden, und die Sachkostenpauschale zur finanziellen Absicherung strukturqualitativer Prozesse (z.B. Fachberatung, Teamleitung) sollte erhöht werden. Zudem setzen wir uns dafür ein, den schulpsychologischen Dienst und das Anti-Mobbing-Programm auszubauen. Diese Position gilt auch für Schulen in freier Trägerschaft.
Der Freistaat hat „Schulgeldfreiheit“ in einigen Ausbildungsberufen eingeführt, jedoch ungleich und willkürlich. Wie positioniert sich Ihre Partei zu einer transparenten und dynamischen Schulgeldfreiheit für alle beruflichen Ausbildungsgänge?
Die Linke fordert grundsätzliche Schulgeldfreiheit für alle Ausbildungsgänge.
Bisher muss jeder berufliche Ausbildungsgang wie eine Schulneugründung neu genehmigt werden. Dies ist mit einer Schulfremdenprüfung zum Nachteil der SuS und mit hohem Verwaltungsaufwand verbunden. Wie stehen Sie zu einer Neuregelung des Genehmigungsverfahrens in § 4 Abs. 2 Nr. 3 FrTrSchulG?
Neue Ausbildungszweige an Berufsschulen sollten aus Sicht der Linken nicht als Schulneugründung betrachtet werden und daher auch nicht so behandelt werden. Eine Vereinfachung ist dringend erforderlich und sollte in Absprache mit den Handwerkskammern und der Industrie- und Handelskammern erfolgen.
Welche Schritte wollen Sie unternehmen, um künftig Verwaltungsabläufe, Datenerfassung/-übermittlung und die Kommunikation mit freien Schulträgern und deren Schulen digital und effektiv zu gestalten?
Die digitale Infrastruktur in Sachsen muss verbessert werden. Dazu gehört auch die Digitalisierung von Verwaltungsabläufen, Datenerfassung und -übermittlung sowie die Kommunikation mit freien Schulträgern und ihren Schulen. Wir unterstützen die Nutzung offener Standards, von Open Data und Open Access sowie die Einhaltung von Nutzerrechten und den Schutz von Nutzerdaten. Die Technologien müssen benutzerfreundlich, leicht zugänglich und sicher gestaltet sein. Sowohl staatliche als auch private Institutionen sollten hier Vorbilder sein. Die Nutzerinnen und Nutzer sollten nur in begrenztem Umfang für ihren persönlichen digitalen Schutz verantwortlich sein.
Die pädagogische Freiheit freier Schulen findet ihre Grenzen am unzeitgemäßen Bildungsauftrag. Mit „Bildungsland Sachsen 2030“ liegen entsprechende Vorschläge auf dem Tisch. Wie wollen Sie den Bildungsauftrag und die Schulen an die gesellschaftlichen Herausforderungen (digitale Revolution) anpassen?
Wir müssen den sächsischen Bildungsbegriff überdenken und sicherstellen, dass er den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht wird. Die Vorschläge des „Bildungslandes Sachsen 2030“ und die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen greifen viele Forderungen der Linken auf. Wir werden darauf drängen, dass diese nicht nur auf dem Papier existieren, sondern auch zügig umgesetzt werden.
Wir befürworten die Einführung eines zusätzlichen Fachs „Medienkunde“. Eine kompetente Nutzung von Medien ist entscheidend für eine funktionierende Demokratie. Daher ist es wichtig, dass Medienkompetenz bereits im Schulunterricht vermittelt wird. Wir werden uns für eine Offensive auf dem Gebiet der Medienbildung einsetzen, die sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern richtet. Es ist illusionär zu glauben, man könne junge Menschen vor schädlichen Einflüssen abschirmen. Stattdessen sollte darauf hingearbeitet werden, dass sie einen selbstbewussten und kompetenten Umgang mit allen Medien erlernen. Dies umfasst unter anderem kritisches Konsumverhalten, zielgerichteten Einsatz von Medien, Interaktion mit ihnen sowie die Fähigkeit, selbst Medieninhalte zu erstellen und zu evaluieren.
Assistenzkräfte werden im Rahmen multiprofessioneller Teams künftig eine größere Rolle an Schulen spielen. Welche Pläne hat Ihre Partei, um diese Kräfte unbürokratisch und ausreichend an Schulen zu verankern und dabei freien Trägern zu ermöglichen, diese Assistenzkräfte auch selbst anzustellen?
Wir möchten den Schulen mit einem Schulbudget mehr Flexibilität geben, damit sie eigenständig auf den spezifischen Bedarf reagieren können, auch kurzfristig. Dazu gehört auch die Einstellung von Assistenzkräften. Je nach Bedarf sollten sowohl öffentliche als auch freie Schulträger in der Lage sein, Personal einzustellen, beispielsweise zur Unterstützung bei IT-Angelegenheiten, Inklusion oder sozialpädagogischen Herausforderungen.
Welche Pläne hat Ihre Partei, um allen Schulen den sicheren und kostenfreien Zugang zu digitalen Lernangeboten, am besten über eine adaptive KI-gestützte Lernplattform zu ermöglichen, ohne dabei Verantwortungs- und Freiräume einzuschränken?
Die Linke wird sich dafür einsetzen, dass alle Schulen in Sachsen einen sicheren und kostenfreien Zugang zu digitalen Lernangeboten erhalten. Dazu gehört zunächst die Bereitstellung von Glasfaseranschlüssen für alle Schulen. Auch bei digitalen Lernplattformen befürworten wir die Nutzung offener Standards, Open Data und Open Access sowie die Einhaltung von Nutzerrechten und den Schutz von Nutzerdaten. Im Rahmen der Einführung des Schulfachs „Medienkunde“ sollten Schülerinnen und Schüler den verantwortungsvollen Umgang mit KI-gestützten Lernplattformen erlernen, um Freiräume zu schaffen, anstatt sie einzuschränken.
Die Antwort als Original-PDF finden Sie hier: Antwort LINKE.